Stand: 4. Juli 2022
Präambel
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger (und Jüngerinnen) Christi.“ (Gaudium et spes 1)
Dieses Anliegen aus dem 2. Vatikanischen Konzil möchten wir in unserem Seelsorgebereich umsetzen. Mit „Neubau“ verbinden wir:
AUF DAS KLEINE SCHAUEN
Bewusst haben wir den Namen des kleinsten Ortes im Seelsorgebereich, Neubau, der auch ziemlich in der Mitte liegt, als Namen gewählt. Es macht deutlich, dass die Menschen in allen Orten, auch in den kleinen Dörfern, im Blick sind und spüren, dass ihre Kirche und ihre Identität als Gemeinde vor Ort wichtig sind.
In diesem Zusammenhang ist uns wichtig, ein lebendiges Gemeindeleben vor Ort zu ermöglichen und zu unterstützen.
ETWAS NEUES BAUEN
Wir leben im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuorientierung. Das in Politik und Gesellschaft geprägte Wort von der „Zeitenwende“ gilt auch für unsere Kirche: Es darf kein bloßes „Weiter wie bisher“ geben. Es gilt, Traditionen ins Heute zu transformieren. Wir wollen das Feuer weitergeben, nicht die Asche hüten (nach Johannes XXIII) und die Zeichen der Zeit im Vertrauen auf Gottes Wirken in der Welt begreifen.
Alle Christen und Christinnen im Seelsorgebereich sollen zu einem Leben in der Freiheit der Kinder Gottes ermutigt werden.
Christen in anderen Gemeinden sind einander Schwestern und Brüder, die sich gegenseitig bereichern. Ein größerer Seelsorgebereich bietet die Chance, über den eigenen Kirchturm hinauszuschauen, neue Kontakte zu knüpfen und Angebote in anderen Pfarreien wahrzunehmen.
Es gibt in unserem Seelsorgebereich sehr viele Engagierte, die mutig voranschreiten und Neues ausprobieren wollen. Sie können und sollen eigenverantwortlich arbeiten und sind darin mehr als „nur“ eine Unterstützung der Hauptamtlichen. Als Getaufte wirken sie priesterlich, prophetisch und königlich mit ihren individuellen Gaben und Fähigkeiten (Charismen). Ihr Tun wird miteinander reflektiert und begleitet, unterstützt und gefördert. Bei Unstimmigkeiten werden wir konstruktive Kritik üben, einander zuhören und einander so annehmen, wie wir sind.
Das pastorale Team wird wertschätzend und auf Augenhöhe mit allen Menschen vor Ort zusammenarbeiten.
AUF GOTT VERTRAUEN
Unser Glaube und das Vertrauen auf Gott sind der tragende Grund allen Handelns in der Pastoral. Mit Vertrauen auf das Wachsen des Reiches Gottes als einer Welt der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit, schauen wir in die Zukunft.
Jesus, unser Freund und Bruder, ist der Wegbegleiter, auf den wir bauen und der alle Schritte in diese Zukunft mit uns geht. Wir leben aus der Zuversicht, dass Jesus längst alles Entscheidende für uns getan hat.
Wir vertrauen auf den Heiligen Geist, die liebevolle Heilige Geist Kraft, die uns inspiriert, miteinander verbindet, unsere Kreativität weckt und unser Handeln lenkt, um Menschen auf Gott aufmerksam zu machen.
Wohin soll sich unser Seelsorgebereich entwickeln können?
Wir wollen das Vertrauen in Gott und ineinander stärken durch zeitnahe, lebensnahe, personenorientierte Seelsorge. Uns ist wichtig, nicht priesterzentriert klerikal, sondern an Jesus orientiert und gemeindezentriert zu denken.
1. Das Miteinander von Ehrenamtlichen und . Hauptamtlichen
Sehen:
Urteilen:
„Gott ist die Liebe. Ihr sollt einander lieben, wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15, 12)
So an Jesus orientiert können wir auf Augenhöhe und in gegenseitiger Wertschätzung und Liebe zusammenwirken.
Ehrenamtliche Mitarbeit ist attraktiv, wenn sie in einem passenden Rahmen stattfinden kann, Begleitung und Ermutigung erfährt.
Dies wird ermöglicht durch größtmögliche Transparenz, Vertrauen, eigenverantwortliche Tätigkeit, Entfaltungsmöglichkeiten der je eigenen Begabungen (Charismen), offizielle Beauftragung Ehrenamtlicher für den Einsatz in der Gemeinde, klare Zuständigkeiten und feste Ansprechpersonen vor Ort, transparente Leitung und Führung von und durch Ehrenamtliche und Hauptamtliche.
Wir leben miteinander eine Kultur der Achtsamkeit (s. Schutzkonzept).
Handeln:
2. Spiritualität – Vielfalt der Angebote
Sehen:
Urteilen:
Was willst Du, dass ich Dir tue, fragt Jesus den Blinden. Dieser weiß, was er braucht. Er spricht es aus und dann erst wirkt Jesus heilend. Jesus spricht Zachäus an, lädt sich bei ihm ein und durch die Begegnung findet Zachäus neue Lebensperspektiven für sich.
Der erste Kontakt mit Kirche ist entscheidend, ist Türöffner oder Türschließer. Angebote mit unterschiedlichen Formaten bedeuten auch unterschiedliche Menschen ansprechen zu können.
Wir sind offen für viele unterschiedliche Wege, die Gott zu den Menschen sucht und ihnen bereitet.
Flexibel, vielfältig, theologisch an der Reich-Gottes-Botschaft Jesu orientiert und nachvollziehbar, entwickeln wir Angebote, die heutige Menschen erreichen und ansprechen.
Handeln:
3. Diakonie und Caritas: Aufgabe und Ort von Gemeinde
Sehen:
Urteilen:
Der biblische Auftrag und Anspruch an uns Christ*innen in Mt 25, 31-46 lautet: Was ihr einem der geringsten dieser Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.
Menschen brauchen Unterstützung im Alltag und Hilfe zur Entlastung in verschiedenen Lebensphasen.
Kirchliches Handeln muss den Menschen helfen zum Leben und Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen.
Pastoral muss aufsuchend und nachgehend, gemeinschaftsbildend und lebensbegleitend sein.
Caritative Orte werden als lebendige Kirche vor Ort wahrgenommen.
Die Seelsorge orientiert sich am Heil des Menschen.
Handeln:
4. Wahrnehmung von Kirche in der Öffentlichkeit und wir als Kirche vor Ort
Sehen:
Gründe für sprunghaft steigende Kirchenaustritte sind:
Dies hat weitreichende Konsequenzen für uns als Gemeinde vor Ort.
Urteilen:
Nach Lumen Gentium Kapitel I, 1 und 4 ist die Kirche „…ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit. (…) Der Geist wohnt in der Kirche und in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel. Er führt die Kirche in alle Wahrheit ein (vgl. Joh 16,13), eint sie in Gemeinschaft und Dienstleistung, bereitet und lenkt sie durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben und schmückt sie mit seinen Früchten (vgl. Eph 4,11-12; 1 Kor 12,4; Gal 5,22). Durch die Kraft des Evangeliums lässt er die Kirche allezeit sich verjüngen, erneut sie immerfort (…).“
Dieses Kirchenbild leitet uns:
Wir verstehen Kirche als pilgerndes Gottesvolk, als Volk Gottes miteinander unterwegs, mit Gott in ihrer Mitte als Ich-Bin-DA für Euch. Gottes Geist wirkt als lebendige und gestaltende Kraft in den Herzen der Gläubigen.
Kirche ist eine sich immer wieder selbst erneuernde Gemeinschaft (semper reformanda).
Mit Papst Franziskus (Evangelii Gaudium) verstehen wir Kirche als Feldlazarett und verbeulte Kirche. Kirche braucht Wahrhaftigkeit, Fehlerfreundlichkeit, Heilkraft. Sie ist eine dienende Kirche, die nicht um sich selbst kreist.
Handeln:
Unrecht und Fehlverhalten beim Namen nennen schafft Vertrauen und Glaubwürdigkeit; Vertuschen macht uns als Kirche unglaubwürdig, ebenso unhaltbare arbeitsrechtliche Forderungen an die private Lebensgestaltung (z.B. Entlassung geschiedener und wiederverheirateter Mitarbeiter*innen).
5. Ökumene
Sehen: Es gibt langjährige gute Kontakte besonders zu den evangelischen und z.T. auch freikirchlichen Gemeinden. Die gemeinsamen Aktionen reichen von ökumenischen Gesprächskreisen und Dienstbesprechungen der Hauptamtlichen bis hin zu Gottesdiensten und Andachten, Volkstrauertag-Gestaltung, Einweihungen.
Ein besonderes Beispiel für ökumenische Zusammenarbeit an der Basis ist der Weltgebetstag am 1. Freitag im März, oder der ökumenische Familienstützpunkt in Neunkirchen am Brand.
Viele Familien unserer Gemeinden leben konfessionsverbindend. Der Unterschied zwischen den Konfessionen spielt im Glaubensleben Vieler keine Rolle mehr, die Gemeinsamkeiten stehen im Vordergrund.
Urteilen:
Die Ökumene hat sich wesentlich weiterentwickelt. Das Prinzip der Einheit in versöhnter Verschiedenheit ist Grundlage des gemeinsamen Zeugnisses unseres christlichen Glaubens in der Welt. Nur gemeinsam sind wir glaubwürdig.
Vieles verbindet uns, wie z.B. die gegenseitige Anerkennung der Taufe, die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, konfessionsverbindende Ehepaare u.a.
Handeln:
Wo immer möglich, soll der gemeinsame Glaube ökumenisch miteinander gelebt und gefeiert werden, z.B. bei öffentlichen Anlässen oder in geprägten Zeiten.
Es gibt einen regelmäßigen Austausch mit den anderen Konfessionen am Ort und gemeinsame Angebote wie ökumenische Fastenexerzitien, Weltgebetstag, Friedensgebet oder Kinderbibeltage.
Dieses Pastoralkonzept ist das Ergebnis eines zweijährigen Prozesses von Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Pfarreien unseres Seelsorgebereichs, das weiterentwickelt werden soll. Durch Umfragen und Interviews haben sich viele Christ*innen mit der aktuellen Situation von Kirche auseinandergesetzt und Rückmeldung an die Projektgruppe gegeben. Daraus sind diese Themenfelder entstanden. Die Projektgruppe bestand aus Daniela Grau (Neunkirchen a.B.), Hedwig Güthlein (Langensendelbach), Heike Traub (Eckenhaid, Stöckach-Forth, Weißenohe), Horst Schmidt (Pastoralteam; Mitglied der Schreibgruppe), Bianka Lebküchler (Pastoralteam) und Joachim Cibura (Leitender Pfarrer) unter Begleitung von Barbara Riedel (AG Gemeindeberatung) und Bernhard Saffer (Gemeindeentwicklung).
Die Verantwortung für die Umsetzung dieses Konzepts liegt beim Seelsorgebereichsrat, den Pfarrgemeinderäten und dem Pastoralteam, sowie den Gemeindemitgliedern vor Ort.
Dieses Konzept finden Sie hier auch nochmal als Download.